„Safety First“ für Familien – ein kleiner Bericht

Am vergangenen Sonntag hatten wir das zweite Sicherheitstraining für Familien bei uns in der Kampfkunstakademie.

Neun Familien mit Kindern waren da – alle superpünktlich so dass schon eine Viertelstunde vor Beginn lustiges Gewusel im Trainingsraum war. „Cooler Spielplatz gell? Mooooment, die Trainings-Waffen bleiben an der Wand!“

Pünktlich um 10.00 Uhr konnten wir starten: ich erzählte meine Lieblings-Legende über die Entstehung von Wing Chun.
Sifu Stefan verdreht an dieser Stelle jedesmal die Augen, aber ich finde, meine Version der Geschichte bringt die Sache auf den Punkt: Eine buddhistische Meisterin im alten China lebt und trainiert mit fünf Meistern verschiedener Kampfkünste zusammen in einem Shaolin-Kloster. Sie nimmt aus all diesen Kampfkünsten die Essenz und entwickelt daraus das Wing Chun. Ihr Ziel ist es, Techniken zu finden, mit denen sie als Frau einen Kampf gegen überlegene Gegner gewinnen kann. Der Trick dabei ist, dass Wing Chun keine akrobatischen Bewegungen (Kick mit dem Fuß zum Kopf der Gegners) verwendet, sondern welche, die man täglich macht.
Um das unter Beweis zu stellen, übte Sifu Stefan mit den Familien einige Grundtechniken aus dem Wing Chun. Alles einfache Bewegungen – wenn nur die verflixte Koordination nicht wäre! Schritt nach rechts, dabei linke Hand nach vorne und überkreuz dazu rechte Hand… oder wie war das gleich wieder??? Großes Gelächter.

Das war der Moment, in dem unsere wichtigste Botschaft zum ersten Mal zur Sprache kam: „Von nix kommt nix.“
Egal wie einfach eine Technik ist, ich muss sie so lange geübt haben, dass sie klappt ohne dass ich drüber nachdenken muss. Und zur Selbstverteidigung brauche ich die mentale Stärke, mich vom Stress nicht lahmlegen zu lassen.
Das ist der  Sinn und das Ziel eines jeden Trainings, egal ob im Sport, in der Kampfkunst, beim Yoga oder in der Musik: gelassen bleiben und gezielt handeln.

Was kann ein Kind konkret tun, wenn es in eine brenzlige Situation kommt? Was zum Beispiel tue ich als Kind, wenn mich ein Fremder anspricht und fragt ob ich mitkomme?
Sifu Stefan: „Michi, kommst mit mir mit?“
Michi: „Jaaaaa, übst Du was mit mir???“
Hmm, vier Jahre ist wohl doch noch ein bisschen zu jung für dieses Training . Dass die meisten Kids nach zehn Minuten den tollen starken Stefan anhimmelten, machte es auch nicht leichter, sie zu überzeugen „Nein!“ zu ihm zu sagen :-).
Wir übten wir mit allen Kindern, klar und deutlich „NEIN!“ zu sagen und wegzugehen. Gar nicht so einfach für die meisten wie sich herausstellte!

Das war der zweite Moment, der für alle wichtig war: die Eltern sahen, wozu die Kinder im Stande sind oder eben auch wozu nicht. Ein stilles Kind wird auf einmal deutlich und ein lebhaftes Kind kriegt keinen Ton raus. Nicht alle Eltern hatten mit dem gerechnet, was sie sahen und merkten jetzt: na klar, auch das muss man zusammen üben!

Weiter ging es mit diesen Themen:
– Hilfe holen – aber wie?
– Ist Verstecken eine gute Idee?
– Warum soll ich Fremde immer mit „Sie“ ansprechen?
– Kann ich was machen, wenn mich als Kind ein Erwachsener mitziehen will?
– Was mache ich, wenn ein anderes Kind auf mir drauf sitzt und mich ärgert?
– Wie falle ich ohne mich zu verletzen?
Dabei trainierten die Erwachsenen kräftig mit und so hatten wir ganz schön Action im Trainingsraum!

Am Ende des Trainings war allen klar: ich kann immer was tun, auch wenn die Situation schlimm ist. Wichtig ist, dass ich draufkomme, was ich tun kann. Und noch wichtiger ist, dass ich das dann auch hinkriege. Darauf kommt es an!
Hier schliesst sich der Kreis: Ruhe bewahren und Konzentration in einer Stress-Situation werde ich nur, wenn ich meinen Körper und meinen Geist trainiere. Ob mit Yoga, Sport, Meditation, Musik oder Wing Chun ist, ist erst mal zweitrangig.  „Von nix kommt nix.“

Sifu Stefan erzählte dazu die Geschickte von Mirko. Der wurde in der Schule dauernd geärgert und gehänselt. Und das obwohl er schon über ein Jahr im Kindertraining war. Irgendwann kam der Tag, an dem sich wehrte. Nein, nicht körperlich. Einfach nur mit der Ansage: „Lass mich in Ruhe sonst kannst Du was erleben!“. Das hat vollkommen gereicht, um dem Schabernack ein Ende zu setzen. Ausschlaggebend waren hier nicht die Wing Chun-Techniken, die Mirko hätte einsetzen können, sondern die mentale Stärke, die er im Kindertraining gewonnen hatte.

Wir bedanken uns bei Euch allen, die dabei waren und freuen uns, dass Ihr ein paar neue Gedanken & Erkenntnisse mit nach Hause genommen habt!
Das eine oder andere Kind werden wir im Training für Kinder & Jugendliche wiedersehen, wie toll, wir freuen uns!

Wir wünschen Euch allen eine gute Zeit, geht aufmerksam durch die Welt, viele Grüße

Sifu Stefan & Uta

P.S.: Wer Interresse an diesem Training hat, trägt sich bitte hier ein. Wir melden uns sobald es einen neuen Termin gibt. Danke!

 

Kommentare sind geschlossen.